Der gefährlichste Wanderweg der Welt
Obwohl nahezu jeder Wanderweg aus einer Vielzahl von Gründen gefährlich sein kann, hat es besonders dieser Gebirgspfad auf sich. Die Rede ist vom Hua Shan, einer der fünf heiligen Berge des chinesischen Daoismus. Geprägt vom Aufstieg über in den kahlen Fels geschlagene Stufen und eine steil fallende Felswand, die durch zusammengezimmerte Holzbretter überwunden wird, erwartet jeden wagemutigen Wanderer nicht nur ein auf 2.101 m Höhe gelegenes Teehaus, sondern vor allem eine atemberaubende Aussicht.
Breit gefächerte Kletterausrüstung wird nicht benötigt, man muss also kein erfahrener Bergsteiger sein. Vielmehr lässt sich der Aufstieg als Bergwandern bezeichnen, wobei eine gute körperliche Verfassung Voraussetzung ist.
Offizielle Statistiken über Todesfälle gibt es nicht – was womöglich auch mit der starken Einschränkung der Pressefreiheit zusammenhängt – es wird jedoch von jährlich 100 Menschen gesprochen, die dort ihr Leben lassen. An der Wahrheit dieser verbreiteten Statistik muss jedoch stark gezweifelt werden.
Die Tour beginnt in der 4-Millionen-Einwohnerstadt Xi’an. Vom Hauptbahnhof aus fahren Busse direkt zum Eingang. Der Eintritt kostet umgerechnet rund 8 Euro, eine Seilbahnfahrt ebenfalls 8 Euro (in eine Richtung). Wer den Berg lieber zu Fuß erklimmen möchte, der sollte 4–5 Stunden einkalkulieren.
Bereits der erste Teil des Aufstiegs zum Gipfel hat es auf sich. Dieser erfordert zwar Ausdauer, ist aber noch relativ sicher. Inmitten der wunderschönen Natur können diese Sorgen jedoch recht gut untergraben werden. Nicht umsonst wird er als „Heavenly Stairs“ bezeichnet.
Nachfolgend kommt der „Dark Dragon Ridge“ als nächster Teil des Aufstiegs. Der Anstieg ist noch steiler, die 530 Stufen können bei schlechtem Wetter schnell zum Verhängnis werden.
Nach der Bewältigung wird der als „Jinsud Pass“ bezeichnete Bergkamm erreicht. Von hier aus steht es jedem offen, es entweder bei dem gut zu bewältigenden und einfachen Weg zum Westgipfel zu belassen oder aber nach einer Seilbahnfahrt den gefährlichen Pfad, der zur Südspitze führt, zu erklimmen.
Wer sich für den Südgipfel des Hua Shan entscheidet, wird es jedoch nicht so komfortabel haben.
Nach der Gondelfahrt führt ein immer schmaler werdender Fußweg zur steil abfallenden Felswand. Dieser Teil der Route nennt sich „Changkong Zhandao“. Einheimische haben dort lange Nägel in den Fels gehauen und nicht einmal einen halben Meter breite Holzbretter befestigt. Lediglich eine Kette und gespannte Seile dienen zur Unterstützung, welche viele Menschen mit ihrer Klettersteig-Ausrüstung nutzen. Es gibt jedoch auch einige wagemutige, eher todesmutige Besucher, die diesen Pfad komplett ohne Absicherung bestreiten.
Das letzte Stück führt gar die Felswand hoch, in welche einfache Löcher gemeißelt wurden, in denen die Füße verankert werden.
Was diesen Weg umso gefährlicher macht ist der Verkehr in BEIDE Richtungen. Regen und starker Wind können die Bedingungen noch weiter erschweren, nicht zu erwähnen die vielen Touristen, die den Südgipfel ohne festes Schuhwerk und warme Kleidung erklimmen.
Diejenigen, die die schmalen Planken hinter sich gelassen haben, werden auf dem Südgipfel mit einem atemberaubenden Blick auf die umliegenden Berge sowie den Gelben Fluss belohnt. Nicht umsonst wird dieser Abschnitt auch als „Stairway to Heaven“ bezeichnet. Auf dem Gipfel angekommen lässt sich, wer dazu in der Lage ist, in dem südlichen der vielen taoistischen Tempel auf den Bergen ein Tee zu sich nehmen.
Zu guter Letzt noch ein paar bewegte Bilder von diesem höchst abenteuerlichen Unterfangen..